8. Dezember 2010
"Auswertung der Schacholympiade 2010" - so lautete einer der Tagesordnungspunkte, mit denen sich die Kommission Leistungssport in ihrer Sitzung am 4. und 5. Dezember in Göttingen beschäftigte. Ausführlich analysierte Bundestrainer Uwe Bönsch die Gründe für das unbefriedigende Abschneiden der beiden deutschen Mannschaften in Chanty-Mansijsk und bewertete die erzielten Einzelergebnisse. Die Letztrundenniederlagen sowohl der Frauenmannschaft als auch der Männer verhinderten ein passables Abschneiden. Nach Beobachtung des Bundestrainers hatten einige der jungen Spieler Schwierigkeiten, dem auf ihnen lastenden Druck standzuhalten.
Eingehend diskutiert wurde die Weigerung der vier männlichen Spitzenspieler des DSB, bei der Olympiade anzutreten. Vor dem offiziellen Beginn der Sitzung nutzte GM Arkadij Naiditsch die Gelegenheit, seine Vorstellungen über die zukünftige Entwicklung der Nationalmannschaft darzulegen. Dabei entschuldigte er sich ausdrücklich bei Uwe Bönsch und beim Referenten für Leistungssport Klaus Deventer für seine unsachlichen Vorwürfe in seinem bei "ChessVibes" veröffentlichten Artikel. Er erklärte, er sei mit seinen persönlichen Angriffen zu weit gegangen, was er bedauere. Er bleibe allerdings bei seiner kritischen Bewertung hinsichtlich der Spitzensportförderung des DSB in den vergangenen Jahren. In der anschließenden Aussprache, an der als Gast auch DSB-Vizepräsident Michael S. Langer als Vertreter des Präsidiums teilnahm, betonte Klaus Deventer, dass trotz der Vorgänge in den vergangenen Monaten, die nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden dürften, es jetzt darum gehe, nach vorne zu schauen und einen Weg zu finden, für die im kommenden Jahr anstehende Mannschafts-Europameisterschaft die stärkste Mannschaft aufstellen zu können.
Ausgewertet hat die Kommission Leistungssport auch das Abschneiden der deutschen Delegationen bei der Jugendeuropameisterschaft in Batumi (Georgien) und bei der Jugendweltmeisterschaft in Chalkidiki (Griechenland). Medaillenplätze blieben diesmal leider aus. Für die besten Ergebnisse sorgten Alexander Donchenko (WM U-12) mit Platz 8 und bei den Mädchen Fiona Sieber (EM U-10w) mit einem hervorragenden fünften Platz.
Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler berichtete von der erfreulichen Entwicklung seiner "Prinzentruppe", bestehend aus Rasmus Svane, Dennis Wagner, Jonas Lampert und Matthias Bluebaum sowie den "Prinzessinnen" Filiz Osmanodja und Hanna Marie Klek.
Befasst hat sich die Kommission auch mit dem Thema "Athletenvereinbarung". Sie vertritt die Auffassung, dass der Abschluss einer solchen Vereinbarung für beide Seiten Vorteile bietet. Zur Erarbeitung der Einzelheiten wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt.
Zu der wieder aufgekommenen Diskussion über die Umgestaltung der Deutschen Einzelmeisterschaft hat die Kommission einstimmig ihre Auffassung bekräftigt, dass aus Sicht des Leistungssports ein geschlossenes Rundenturnier anzustreben ist.
Neu aufgestellt wurden die Bundeskader. In der Erwartung, dass die deutschen Spitzenspieler künftig wieder zur Verfügung stehen, wurden Arkadij Naiditsch, Georg Meier und Daniel Fridman erneut für den A-Kader nominiert, in den jetzt auch Jan Gustafsson aufgerückt ist, nachdem er nunmehr über der Elo-Grenze von 2650 Punkten liegt. Ein neues Gesicht gibt es im B-Kader mit Ilja Schneider. Bei den Frauen wurde Elena Lewuschkina, die in Chanty-Mansijsk schon ihr Debüt im deutschen Frauen-Team gab, erstmals nominiert. Auch ihre Mannschaftskolleginnen Judith Fuchs und Sarah Hoolt rücken in den B-Kader der Frauen auf. Die kompletten Kaderlisten befinden sich im Anhang.
Die nächste Sitzung der Kommission wurde auf den 2./3. Juli 2011 terminiert.
Werl, den 6. Dezember 2010
Klaus Deventer
Referent für Leistungssport des DSB
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 7982