23. Dezember 2015
Gleich im Doppelpack gab es am ersten Dezemberwochenende zwei Tagungen des Deutschen Schachbundes im RAMADA-Hotel in Leipzig. Vier Wochen zuvor fand an gleicher Stelle der außerordentliche Bundeskongress statt und so sahen sich einige Funktionäre schneller wieder als sonst üblich.
Die Tagesordnungen beider Veranstaltungen waren vom DSB-Referenten in Doppelfunktion, Rainer Blanquett, vollgepackt worden. Und wieder einmal reichte die Zeit nicht aus, um auf alle Themen so ausführlich einzugehen, wie das eigentlich nötig gewesen wäre. Besonders die Vertreter der Wertungskommission hatten daran zu knabbern.
Am Freitag, dem 4. Dezember, wurde der für ursprünglich 17 Uhr vorgesehene Sitzungsbeginn um eine Stunde nach hinten verschoben, da einige Teilnehmer nicht früher anreisen konnten. DSB-Wertungsreferent Rainer Blanquett eröffnete um Viertel nach Sechs die Tagung, zu der er acht Funktionäre begrüßen konnte: den noch amtierenden FIDE-Ratingbearbeiter des DSB Christian Krause, seinen Nachfolger Jens Wolter, den Referenten für Systemkontrolle Berthold Plischke, Bernd Watermann (Referent Wertungen und DV in Niedersachsen), Werner Dangelmayer (DV-Referent Württemberg) und als Gäste den DSB-Vizepräsidenten für Finanzen Ralf Chadt-Rausch, den DSB-Webmaster Frank Hoppe und den badischen DV-Referenten Jürgen Dammann.
Für die beiden Tage hatte Rainer Blanquett eine Tagesordnung ausgearbeitet, die auf den ersten Blick übersichtlich war, auf den zweiten Blick aber doch soviel Stoff beinhaltete, das am Ende mehrere Punkte nicht mehr behandelt werden konnten.
Das Gros der beiden Tage beanspruchte Berthold Plischke für sich. Der Mathematiker hatte umfangreiche Untersuchungen zur Entwicklung der DWZ durchgeführt und sich Gedanken darüber gemacht, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um ein weiteres Absinken des mittleren Durchschnitts der DWZ zu verhindern. Mit zahlreichen Diagrammen und Tabellen stellte er die Entwicklung der Zahlen seit deren Einführung vor rund 25 Jahren dar. Die Versuche der Vergangenheit, dem Abfall der Zahlen im unteren Bereich mit Formelanpassungen und Anhebungen entgegenzuwirken, fanden nicht seine ungeteilte Zustimmung. Sein Hauptvorschlag war nun die nichtlineare Anhebung nahezu fast aller Zahlen um einen je nach DWZ-Bereich festgelegten Wert. Beispielsweise sollen DWZ bis 2300 um 20 Punkte, DWZ bis 2100 um 40 Punkte und DWZ bis 1900 um 60 Punkte angehoben.*
In der Mehrzahl vertraten die Anwesenden allerdings eine andere Meinung als Plischke. Als besonders hartnäckig erwies sich dabei Christian Krause, der plausible Gegenargumente anführte, die vielfach geteilt wurden. In den kommenden Wochen und Monaten wird eine mögliche DWZ-Anpassung sicher noch öfter Gegenstand von (E-Mail-)Diskussionen sein.
Der zweite große Programmpunkt, die umfängliche Aktualisierung der Wertungsordnung, beanspruchte die Hälfte des zweiten Tages, was definitiv zu kurz war. Allerdings konnten keine Entscheidungen getroffen werden, die ein Umsetzen der Änderungen möglich machen. Dazu fehlten zum Beispiel die entsprechenden Anträge.
Die 2014 beschlossene Wiedereinführung einer Sonderwertung wurde bis jetzt in DeWIS nicht umgesetzt, weil dazu ein erhöhter Programmieraufwand erforderlich ist. Ebenso stößt die Auswertung von Blitz- und Schnellschachturnieren für eine nationale Wertungszahl technisch an ihre Grenzen. Vereinzelte Landesverbände und Bezirke machen dies zwar bereits seit Jahren inoffiziell, allerdings noch mit dem alten Wertungsprogramm EloBase. Eine globale Auswertung mit DeWIS erfordert großen zusätzlichen Aufwand, da entweder mehrere Installationen von DeWIS verwaltet werden müssen oder das vorhandene Programm mit Zusatzfunktionen versehen werden muß.
Weit interessanter für die Allgemeinheit sind die zu erwartenden Einschränkungen bei der DWZ-Abfrage auf unseren Seiten. Die dazu vorgesehenen Änderungen wurden von Ralf Chadt-Rausch vorgestellt und sollen vom DSB-Webmaster bis Februar 2016 umgesetzt werden.
So werden die Karteikarten jedes Spielers nicht mehr öffentlich abrufbar sein. Dies ist bereits seit einigen Monaten beispielsweise bei der FIDE für die Elo-Zahlen umgesetzt. Um die Elo-Entwicklung aller Spieler sehen zu können, muß man sich im FIDE-Portal registrieren und anmelden. Ähnlich wird dies zukünftig auch beim DSB sein. Wir gehen allerdings noch einen Schritt weiter: Erst wenn ein registrierter Besucher seine Karteikarte freigegeben hat, kann er auch die freigegebenen Karteikarten der anderen Spieler sehen.
Passive Spieler sollen übrigens überhaupt nicht mehr aufgelistet werden, jedenfalls soweit diese einem anderen Landesverband angehören.
Red. Ergänzung am 28.12.2015 nach Auskunft von Ralf Chadt-Rausch: "Jeder darf, wenn er sich eingeloggt hat, die Karteikarten sehen. Voraussetzung ist, dass er Mitglied beim DSB ist."
Nahezu nahtlos gingen am 5. Dezember die Tagungen der Wertungskommission und der DV-Referenten ineinander über. Die einstmals geplante einstündige Unterbrechung war auf null Minuten zusammengeschmolzen. Einige Teilnehmer der ersten Tagung verließen den Raum, einige weitere kamen hinzu. Wertungs- und DV-Referenten arbeiten bekanntlich seit Jahren Hand in Hand und üben ihre Funktionen häufig in Personalunion aus.
Es war wohl das erste Treffen der DV-Referenten nach über 8 Jahren. Notwendige Kosteneinsparungen machten einen immer längeren Zyklus der Tagungen notwendig, wobei er diesmal besonders lang ausfiel.
Obwohl sich viele Teilnehmer bereits aus früheren Veranstaltungen kannten, gab es zu Beginn noch eine Vorstellungsrunde. Der Reihe nach kamen die Anwesenden zu Wort und präsentierten ihre Vita: Rainer Blanquett (Vorsitzender), Jürgen Dammann (DV Baden), Berthold Plischke (Gast), Werner Dangelmayer (DV Württemberg), Frank Hoppe (Gast), Ralf Chadt-Rausch (DV NRW), Bernd Watermann (DV Niedersachsen), Olaf Kreuchauf (DV Berlin), Reinhard Sabel (DV Rheinland-Pfalz), Oliver Scharf (DV Schleswig-Holstein), Claus Kuhlemann (DV Bayern, als Vertretung für Richard Saathoff), Norbert Rahm (DV Sachsen), Günter Thormann (DV Sachsen-Anhalt) und Jürgen Kohlstädt (DV Hamburg).
Nach einer kurzen Zusammenfassung der Tagung der Wertungskommission mit den neuen Datenschutzanforderungen nahm Jürgen Dammann einen Dauerplatz am Podium ein. Als ehemaliger DSB-Referent für Datenverarbeitung und langjähriger Landesreferent hatte er das nötige Wissen im Umgang mit MIVIS und anderen Mitgliederverwaltungen angereichert, um es an die Anwesenden weiterzugeben. Weiterhin stellte er den badischen Ergebnisdienst vor. Dabei wechselte er sich mit Rainer Blanquett ab, der einen Blick hinter die Kulissen von DeWIS und Portal64 warf.
Um 13 Uhr am Sonntag beendete Blanquett die Tagung. Einige Teilnehmer, die vom Sitzungsmarathon noch nicht genug hatten, lauschten danach noch Jürgen Dammann, der die Badener Mitgliederverwaltung noch etwas näher nahebringen wollte.
Frank Hoppe
*) Die Zahlen sind frei erfundene Werte, die nicht dem Modell Plischke entsprechen müssen.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20562