23. Juni 2005
Schach contra Tischtennis ergab freundschaftliches Remis
Am vorletzten Juniwochenende begeisterte Frankfurt a. M. nicht nur durch den Confederations-Cup, sondern war auch Austragungsort eines Öffentlichkeitsarbeits-Seminars. Gemeinsam mit dem Deutschen Tischtennisbund organisierte die Deutsche Schachjugend erstmals seit fünf Jahren wieder ein solches Angebot. Inhaltlich standen alle Themen auf dem Programm, die für Vereine in der Öffentlichkeitsarbeit wichtig sind - oder wichtig sein könnten.
Die Weiterbildung begann Freitagabend mit dem Kennenlernen aller Beteiligten in der Sportschule des Hessischen Landessportbundes. Einige Stühle für potenzielle Teilnehmer blieben leider aufgrund von Absagen und anderen Gründen frei. Somit hatte die Tischtennisdelegation mit 7 Mitgliedern 2 Leute mehr am Start als die DSJ.
Es bleibt die große Frage: Wurde nicht ausreichend im Vorfeld dafür geworben? Oder ist das Thema nicht interessant? Viele Vereine nehmen den Bereich Öffentlichkeitsarbeit als Aufgabe leider nicht ernst - und verpassen die damit verbundenen Chancen.
Simone Hinz vom DTTB und Michael Klein von der DSJ bereiteten den Workshop vor. Die beiden Delegationsleiter führten gemeinsam durch das Programm des Lehrgangs. Ihre Vorträge befassten sich zum einen mit allen einströmenden Faktoren auf die Öffentlichkeitsarbeit. Welche Anspruchsgruppen im Verein und außerhalb gibt es und wie geht man am besten auf diese zu?
Ein Thema, das gerade in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen hat, ist der Bereich Internet. Der Referent Karl Schöpp aus Augsburg erarbeitete mit den Teilnehmern nicht nur ein inhaltliches Konzept, sondern zeigte zugleich auch einfache Wege der Homepagegestaltung auf. Das Thema Programmierung hätte natürlich alleine leicht ein ganzes Wochenende gefüllt. Es kam bei diesem Seminar jedoch vor allem darauf an, eine Vorstellung von den Möglichkeiten zu erhalten.
Für viele Vereine ist die Pressearbeit die "tragende Säule" in ihrer Außenwirkung. Gert Adolphi, freier Journalist aus Rheinland-Pfalz, führte nicht nur in die Grundsätze einer guten "Schreibe" ein, sondern legte vor allem auch einen Schwerpunkt auf den Aufbau und die Pflege von Pressekontakten. Aus seiner langjährigen Berufserfahrung heraus erklärte er, worauf Zeitungen achten und was wichtig ist, wenn man seinen Artikel unterbringen möchte. Dass die eigenen "besten" Artikel nicht gedruckt werden, hat wohl jeder Vereinspressewart - wir einigten uns schließlich auf den Begriff "Referent für Öffentlichkeitsarbeit", das klingt nicht so verstaubt -schon einmal oder mehrmals erlebt. Adolphi illustrierte an zahlreichen Beispielen, was mögliche Gründe dafür sein könnten. Und er öffnete damit dem einen oder anderen Teilnehmer durchaus die Augen.
Als Ergänzung gab es noch ein Referat zum Thema "Kreative Öffentlichkeitsarbeit". Wie kann ich mit nur zwei Leuten, 10 Euro und vier Stunden Zeit eine Aktion auf die Beine stellen, die hunderte Menschen auf Schach / Tischtennis aufmerksam macht, für den Verein wirbt und einen Zeitungsartikel initiiert? Nach einigen Impulsen und Praxisbeispielen zeigten die Teilnehmer in einer der zahlreichen Gruppenarbeiten, dass man mit kreativen Ideen und wenig Aufwand viel auf die Beine stellen kann.
Und schließlich stand das Thema Vereinszeitung auf dem Programm. Nach der Analyse von einigen Beispielen ging es vor allem um das aktive Gestalten. In einer halben Stunde eine spannende und abwechslungsreiche Zeitung entwerfen - die auch gelesen wird - das war die Vorgabe für die Teilnehmer. Und auch diese Aufgabe wurde erwartungsgemäß hervorragend gelöst.
Den Teilnehmern ging es vor allem auch darum, eigene Erfahrungen, Erlebnisse und Ideen mit anderen Interessierten auszutauschen. Und so besteht der Wert eines solchen Seminars nicht nur aus dem Lernen dessen, was ein Referent da vorne vorträgt. Es ging vor allem auch darum, ein Forum zu schaffen, in dem die Teilnehmer voneinander lernen konnten, Anregungen erhalten und sich gegenseitig motivieren konnten. Die Erfahrung dieses Seminars zeigt, dass solche Angebote verstärkt gemacht werden sollten und dass das für eine aktive und lebendige Öffentlichkeitsarbeit in den Vereinen vor Ort sehr wichtig ist.
Der Wissensdurst aller konnte schließlich nur durch den Hunger und das Verlangen nach Tischtennis (und Schach) unterbrochen werden. Die Teilnehmer beider Sportarten räumten gegenseitige Vorurteile aus ("Ja, Schach kann man trainieren." - und "Nein, beim Tischtennis ist es kein Zufall, wo der Ball hinkommt.") und konnten sich im Nachhinein keinen besseren "Sparringpartner" wünschen. Gleiche Probleme in der Öffentlichkeitsarbeit verbinden.
Thomas Heerd und Michael Klein
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 3598