28. März 2016
Jahrelang arbeiteten sie Seite an Seite und führten den Berliner Schachverband - Carsten Schmidt als Präsident und Martin Sebastian als sein Stellvertreter. Nun war für den einen die Zeit gekommen, aus dem Schatten des anderen herauszutreten und selbst an die Spitze zu gehen. Das wird dann Kampfkandidatur genannt, obwohl es eigentlich Demokratie ist. So richtig demokratisch wird es dann aber doch nicht. Der eine will unter des anderen Demokratie auf keinen Fall weiterarbeiten, sollte er die Wahl verlieren. Oder das Team des späteren Wahlverlierers ist nicht kompatibel mit den Ansichten des späteren Wahlgewinners - und steht dann dort nicht zur Verfügung.
Aber dann gibt es zum Glück noch die Teammitglieder, die einfach nur ein Interesse an der Erfüllung ihrer Aufgaben haben: "Es ist mir völlig egal, wer unter mir Präsident ist!"
Um es vorweg zu nehmen: Amtsinhaber Carsten Schmidt setzte sich mit 88:39 Stimmen gegen seinen Vize Martin Sebastian durch. Klarer als erwartet. Beide Kandidaten hatten schließlich in den Wochen vor dem Verbandstag alles unternommen, um die Vereine auf ihre Seite zu ziehen. Fünf Tage vor dem Wahltermin waren die beiden sogar in einer Art "Kanzlerduell" beim Vorzeigeklub Berlins, dem Bundesligisten Schachfreunde zu Gast. Vielleicht war aber am Wahlabend auch die flammende Rede des alten und neuen Seniorenreferenten Werner Wiesner mit "schuld" am Ausgang, mutmaßte ein Delegierter.
Da der neue Präsident wie der alte heißt, richtet sich das Augenmerk auf eine andere Personalie. Eine Frau wurde auf den zweithöchsten Posten im Berliner Schachverband gewählt! Mit gerade einmal 24 Jahren und sechseinhalb Jahren Schacherfahrung in der Hauptstadt bekam Elisa Silz eine deutliche Mehrheit bei der Wahl zur Vizepräsidentin. Und Frauenreferentin bleibt sie nebenbei auch noch!
Eine weitere Personalie ist die Schatzmeisters. Werner Koch wird in diesem Jahr 80 Jahre alt - und wurde erneut gewählt! Seit Jahren suchen er und der Verband händeringend nach einem Nachfolger. Nachdem es auf dem Verbandstag 2015 so klang, als hätte sich ein Interessent gefunden, erwies sich das Ganze ein Jahr später wohl als Illusion. Es findet sich einfach kein Kandidat, der das nötige finanztechnische und buchhalterische Wissen mitbringt.
Mehr vom Verbandstag erfahren Sie im Bericht des alten und neuen Präsidenten.
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20802