11. November 2005
Was jeder insgeheim schont ahnte, bewahrheitete sich bei der Ankunft in der größten Stadt der Türkei - Istanbul ist ein gewaltiger Verkehrsstau! Meist dreispurig wälzte sich ein immerwährender Strom von teilweise abenteuerlichen Karossen in die City. Ich wurde mit Werner Stubenvoll zusammen ins Hotel gebracht. Er zeigte sich überhaupt nicht überrascht ob der Fahrkünste unseres Chauffeurs. Der Blinker ist in der Türkei überflüssig, nicht jedoch die Hupe! Oft und gern benutzt!
Unser Hotelkomplex, bestehend aus "Golden Age" und "Lion" , liegt in einem etwas abgesperrten Areal. Ein Hotel grenzt an das andere und der Durchgangsverkehr ist ausgesperrt. Die Zimmerqualität ist gut, das Essen als Buffet trifft die meisten Geschmäcker. Der Geldumtausch in türkische Lira ist auch spannend....
Zum Kurs von 1,59 Euro zu TL erhält man für 50.- € einen Fünfziger, einen Zwanziger und 9 Millionen!! in Scheinen. Nach der Währungsumstellung werden die Millionen einfach als Lira-Scheine weiterverwendet. Praktische Lösung der Türken.
Am zweiten Tag trudeln die deutschen Starter ein. Zuerst kommt Sarah Hoolt via München in Istanbul an. Sie erhält ein halbes Doppelzimmer, wobei ihre potentielle Zimmernachbarin aus der Slowakei lieber mit dem Trainer ein Zimmer bezieht. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Ob Sarah allerdings das große Zimmer allein behalten darf, ist noch nicht klar.
Elisabeth Pähtz und Hannes Rau kommen zwei Stunden später via Frankfurt an. Elisabeth erhält als Vizeweltmeisterin ein Einzelzimmer und Hannes`s Kollege ist der finnische Großmeister Tomi Nybäck. Hoffentlich färbt einiges der Spielkunst des deutschen Mannschaftsmeisters von Werder Bremen auf den Süddeutschen ab!
Elisabeth pflegt gleich nach der Ankunft small Talk mit Großmeister Nigel Short. Der englische Super-GM ist in Diensten von "chessbase" vor Ort und berichtet über das Event. Vermutlich können sich die geneigten Leser bei chessbase.de fundierte Analysen und witzige Kommentare anschauen.
Nach Elisabeth`s Aussage liegt sein Hauptaugenmerk auf den jungen Damen der Weltmeisterschaft und sie sprach dabei nicht von Schach!
Der erste Abend klingt mit Kniffel aus. Hannes hat seine "gezinkten" Würfel dabei und gewinnt natürlich prompt. Dabei leistet es sich noch den Luxus, den einzigen echten Kniffel des Abends verfallen zu lassen!
Am Morgen des ersten Spieltages joggen die beiden Mädels und meine Person durch die Straßenschluchten von Istanbul. Irgendwie drehen sich alle nach uns um! Liegt das an den kurzen Sprinterhosen von Sarah oder doch an meinem verschwitzten Gesicht?! Damit niemand auf die Idee kommt, wir würden Topalov`s Fitness-Ideen erst jetzt umsetzen, keine Panik Sarah und Eli sind Jogger-Profis! Mal sehen, ob es hilft.
Das technische Meeting setzt die bis dahin perfekte Organisation nicht fort! Der Rundenbeginn wird während des Meetings in der Diskussion ermittelt: 16.00 Uhr, four o clock, half past four, three oclock today , tomorrow, only today … Lassen wir uns überraschen!
Auf Nebensächlichkeiten, wie Spielareal, Toiletten usw. wird vorsichtshalber nicht eingegangen. Die Teilung des Spielsaales in Oben und Unten ( wo sind wir? ) wird en passant mitgeteilt. Alles in allem überhaupt nicht strukturiert und wenig informativ. Nebenbei wird verkündet, dass die Mädels die neuen elektronischen Zugeingaben ( aus Fernost ? ) quasi im ersten Feldversuch testen! Mir ist nicht klar, ob man sich dagegen wehren kann? Die Notationspflicht kann doch wohl nicht ohne Ankündigung auf elektronischer Basis vollzogen werden? Warten wir es ab! Keep cool oder schau mer mal, wie der Kaiser sagen würde!
Bernd Vökler
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 3979