23. Dezember 2013
Es ist schon ein bisschen verrückt, ein DSB-Turnier zu veranstalten, dessen Siegerehrung nur zwei Tage vor Heiligabend stattfindet, oder? Eigentlich aber wohl doch nicht ...
In Aalen im schönen Schwabenland jedenfalls hätten bei der "Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM" gar nicht mehr Spielerinnen und Spieler teilnehmen können als sie es dann tatsächlich unter dem Glanz des Tannenbaums der Hotelhalle taten! Der Wettbewerb wurde, wie schon das vergangene Qualifikationsturnier in Bad Soden, eine Gala-Vorstellung der Hamburger Grötzbach-Zwillinge Julian und Daniel.
Daniel war als Nummer 47 von 54 in der B-Klasse ins Rennen gegangen und zog gnadenlos durch: 100%. Fünf Punkte. Platz eins. Siegerehrung. Urlaub. Julian rollte das Feld in der A-Klasse ebenso von hinten auf, kam als Letzter der Setzliste auf sagenhafte 4,0 Punkte, also: 90%. Platz eins. Siegerehrung. Der eigentliche Clou bei diesem an sich schon sensationellen Vorgang ist: Ein paar Wochen zuvor hatten die beiden das in Bad Soden ganz genauso gemacht!! "So etwas haben wir bisher noch nie gesehen", sagte Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan - und der, sollte man vermuten, hat im Schach eigentlich schon fast alles gesehen.
Auch andere aber boten knapp vor Heiligabend erstaunliche Leistungen. Der Sieg von Dietmar Beier, Oberkochen/Aalen in der F-Gruppe mit 4,5 Punkten ist ebenso bemerkenswert wie der von Johannes Thormeier, SC Wolfsburg, in der E-Gruppe und der von David Rincke, Aalen/Ellwangen, in der D-Gruppe oder der von Hans-Jürgen Nägele, SV Schwaikheim, mit jeweils der gleichen formidablen Punktzahl - das waren jeweils unfassbare 90%!
Das Turnier war von insgesamt 230 Spielern und Spielerinnen besucht worden. Das ist im DSAM-Maßstab ein eher kleineres Turnier, aber der Spielsaal war nun mal nicht größer. Manch einer unkte, weil die Temperaturen trotz des Weihnachts-Termins doch recht weit im Plus-Bereich lagen, hätte man ja auch draußen spielen können, aber ... "Bitte bleiben Sie seriös!" hörte man den Dr. Tarrasch sagen. Der Bürgermeister von Aalen sprach das Grußwort, die örtlichen Tageszeitungen nahmen regen Anteil, angetrieben von den pfiffigen Artikeln der heimischen Schachvereine, so dass das Ganze das wurde, was es auch sein soll: Eine Werbung für das Schach.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9343