15. Dezember 2016
Ein weiteres Berliner Urgestein nach dem unvergessenen Werner Reichenbach hat für immer die Bühne verlassen. Am Dienstag verstarb Günter Ahlberg (87) in einem Berliner Krankenhaus, in das er am Sonntag eingeliefert worden war, nachdem ihn am Schachbrett in einem Punktspiel für seine Mannschaft die Kräfte verließen. Die Partie wurde remis gegeben, ebenso wie die der beiden Söhne Matthias und Mario, die ihren Vater in das Krankenhaus begleiteten. Es war sein letzter Auftritt für die SG Weißensee, der er seit dem 1. Juli 1946 angehörte und wo er Alterspräsident und Ehrenmitglied war.
Bis in das hohe Alter bewahrte sich Günter eine hohe Spielstärke. Noch vor zwei Jahren war seine DWZ höher als 1900. Bei der immer stark besetzten Berliner Senioren-Einzelmeisterschaft erreichte er im letzten Jahr einen sensationellen 5. Platz mit 7 aus 9 unter 138 Teilnehmern - sogar punktgleich mit dem Turniersieger! Es wäre fast sein dritter Meistertitel nach 1994 und 1995 geworden.
Ich spielte mit Günter so einige Partien im Laufe der Zeit und fühlte mich immer ein wenig als Favorit. Kein Wunder bei 35 Jahren Altersunterschied und einer etwas höheren Wertungszahl. Am 27. Januar 2011 erwies er sich in einer Begegnung in der Berliner Feierabendliga aber als der bessere Spieler. Den einmal herausgespielten Vorteil gab er nicht mehr aus der Hand und verwertete diesen sicher zum vollen Punkt. So traurig das Ergebnis war, freute ich mich doch ein wenig, einem so erfahrenen und humorvollen Meister unterlegen zu sein.
Etwas mehr als ein Jahr später kam es erneut zu einer Partie in der Feierabendliga, wo ich mich revanchieren konnte. Auch diese Partie gibt es hier zum Nachspielen, da sie wegen der Kommentare der beiden Protagonisten interessant ist.
Mit dem eingangs erwähnten Werner Reichenbach war Günter Ahlberg jahrzehntelang befreundet und sie waren jahrzehntelang auch voneinander getrennt. Bis Anfang der 1970er Jahre spielte beide gemeinsam in einer Mannschaft, dann kam Werner wegen kritischer Äußerungen in das Gefängnis und wurde später vom Westen freigekauft. Nach dem Mauerfall im November 1989 sahen sich die beiden wieder. Werner wechselte (bis Ende 1993) zu seinem alten Verein, wo Günter mit seinen beiden Söhnen inzwischen starken Nachwuchs um sich geschart hatte. Auch wenn Werner danach von Verein zu Verein tingelte, kehrte er doch immer wieder einige Zeit zu seinen Wurzeln zurück.
Am 29. Juni starb Werner Reichenbach. Nun folgt ihm Günter Ahlberg nach. Mach's gut Günter und vielen Dank für die spannenden Partien die wir miteinander spielen durften!
Nachruf des SGW-Vorsitzenden Karl Lisowski
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 21566