3. Januar 2014
Gespielt wurden 9 Runden nach dem Schweizer System. Die 174 Teilnehmer, darunter 16 Damen, waren aus allen Bundesländern, aus der Schweiz und aus dem Heimatland des neuen und jüngsten Schachweltmeisters Norwegen angereist. Das Turnier war wie in den vergangenen Jahren wieder gut besetzt, 9 internationale Titelträger haben den Weg nach Binz gefunden. Der Berliner FM Peter Rahls triumphierte, die Plätze 2-4 belegten FM Dr. Bernd Baum (Erfurt), Dr. Fritz Baumbach (Berlin) und FM Dr. Christian Clemens (Braunschweig). Die Nestorenwertung gewann IM Heinz Liebert (Halle). In der Damenwertung hatte Miloca Schneider (Witten) die Nase vorn.
Nachfolgend der ausführliche Bericht von Gerhard Krüger.
Pünktlich zur Adventszeit, in der man am liebsten nur die Beine hinter den wärmenden Ofen steckt und die Nebelschwaden aus dem trockenen und warmen Zuhause anschaut sowie auf den Weihnachtsmärkten es nach Glühwein und anderen Leckereien duftet, rief das Ostseebad Binz, das Mekka des Seniorenschachsports im Norden Deutschlands zur 13. Auflage der offenen Senioreneinzelmeisterschaft Mecklenburg-Vorpommerns vom 27. November bis 5. Dezember 2013. Es fand traditionell wie in den vergangenen Jahren in dem Seehotel Binz- Therme Rügen statt. 174 Teilnehmer hatten sich für das größte Seniorenschachturnier in Norddeutschland eingetragen. Weiteren über 50 Interessierten aus ganz Deutschland blieb wie in den vergangenen Jahren die Teilnahme versagt, da die Turnierkapazität eine höhere Anzahl von Schachspielern nicht zugelassen hat. Ausgebucht war das Turnier schon seit Mitte April. Die Beliebtheit dieses Turniers und die Begehrlichkeit an diesem Turnier mitspielen zu können ist einmalig in ganz Deutschland. Darauf ist der Veranstalter, der Landesschachverband Mecklenburg-Vorpommern, besonders stolz, zumal dieser Landesverband zu den mitgliederschwächsten Verbänden in Deutschland gehört. Die Kurverwaltung des Ostseebades Binz und der Bürgermeister Karsten Schneider, der das Turnier eröffnete und auch am Ende des Turniers die Siegerpokale überreichte, freuten sich ebenfalls für die Bereicherung der tristen Jahreszeit mit dieser willkommenen touristisch saisonverlängernden Maßnahme.
Gespielt wurden 9 Runden nach dem Schweizer System. Die 174 Teilnehmern, darunter 16 Damen, waren aus allen Bundesländern aus der Schweiz und aus dem Heimatland des neuen und jüngsten Schachweltmeisters Norwegen angereist.
Das Turnier war wie in den vergangenen Jahren wieder gut besetzt, 9 internationale Titelträger haben den Weg nach Binz gefunden.
Favorisiert waren die Fidemeister Dr. Bernd Baum aus Erfurt, Dr. Gottfried Braun aus Leipzig und Dr. Christian Clemens aus Braunschweig. Von diesen konnten sich Dr. Braun und Dr. Clemens schon mehrfach die Siegerkrone eines deutschen Seniorenmeisters erkämpfen. Allen dreien gelang es aber nicht, den in diesem Jahr zwar schon in der ersten Runde Federn lassenden aber dann später hervorragend und auch mit etwas Glück aufspielenden Fidemeister Peter Rahls aus Berlin zu gefährden. Gegner in der ersten Runde war der Ludwigsluster Gerhard Schulz, der ihm in einer hochdramatischen Partie ein Remis abtrotzte. Lange Zeit sah es sogar nach einer faustdicken Überraschung aus, doch Gerhard Schulz nutzte seine Chance nicht, den haushohen Favoriten in die Knie zu zwingen. Der Berliner erreichte 7,5 Punkte und lag damit am Ende mit einem halben Punkt vor einem 3- köpfigen Verfolgerfeld mit 7,0 Punkten. Die Plätze 2-4 belegten der Erfurter Dr. Bernd Baum, der Berliner Dr. Fritz Baumbach und Dr. Christian Clemens aus Braunschweig. Die Nestorenwertung gewann der Internationale Meister Heinz Liebert aus Halle vor Hans Thieme aus Oberursel und Hans-Joachim Neese aus Hennef.
In der Damenwertung hatte zum dritten Mal Miloca Schneider aus Witten die Nase vorn vor Irmgard Narr aus Mühlhof-Reichelsdorf und Heidrun Bade aus Berlin. Zu erwähnen ist noch, dass die drei Ältesten des Teilnehmerfeldes den Geburtsjahrgängen 1925 und 1926 angehören und sehr beachtlich gespielt haben und so manchem Jüngeren gezeigt haben, dass man noch im hohen Alter geistig sehr flexibel und leistungsfähig sein kann. So belegte der 87-jährige Günter Heimberg aus Wennigsen mit 3,5 Punkten Platz 135. Den Ehrenpokal des Bürgermeisters für den „Besten aus Mecklenburg-Vorpommern“ konnte Bodo Alder vom gastgebenden Verein SC Seehotel Binz-Therme vor Horst Krüger aus Neustadt Glewe gewinnen. Beide Spieler erreichten 6,0 Punkte und belegten damit die guten Plätze 16 und 17 in der Gesamtwertung.
Interessant und spektakulär sind immer die ersten beiden Runden eines Turniers, in der vermeintlich Schwächere gegen die Turnierfavoriten spielen. Leider blieben in diesem Jahr die großen Favoritenstürze aus. Trotzdem gab es großen Widerstand der „Kleinen“, der nur durch die Routine der „Großen“ gebrochen werden konnte. Achtungszeichen setzten dabei neben Gerhard Schulz aus Ludwigslust, wie schon erwähnt, gegen den Turniersieger auch Erhard Engelhardt aus Berlin gegen Dr. Christian Clemens, dem Viertplazierten, und Herbert Schnaitmann aus Grunbach gegen Dr. Fritz Baumbach, dem Drittplazierten. Sie erreichten alle ein beachtenswertes Remis.
Was ist sonst noch so interessant an dem Ostseebad Binz. Natürlich die weltbekannte Bäderarchitektur, das milde Ostseeklima und manchmal erlebt man wie in diesem Jahr ein Orkantief namens „Xaver“, der einmal dafür sorgte, dass man anfänglich den Strand in einer unermesslichen Breite erleben konnte und dann einen Tag später der Strand vom Meer verschlungen wurde. Ein Naturschauspiel wie man es an der Ostseeküste sehr sehr selten zu Gesichte bekommt. Der Turnierablauf wurde zum Glück nicht beeinträchtigt, nur eine gewisse Unruhe bei den Aktiven und den mitgereisten Begleitpersonen war wegen der Sorge um die heimatlichen Gefilde und der bevorstehenden Heimfahrt zu spüren.
Ach, ja, schachlich wird auch immer Spitzenssport geboten, eine grandiose Angriffspartie des für Bad Harzburg spielenden aus Markkleeberg bei Leipzig stammenden Roland Dyk gegen den Vorjahrssieger Udo Goy aus Köln. Nach 26 Zügen war die Partie für Roland Dyk entschieden. Der Nestor Werner Hellwege verpasste in seiner Partie gegen Peter Rahls den Gewinnzug und verlor dann leider. Und was man vielleicht nur einmal in seinem Schachleben erlebt, wird auch in Binz geboten. In der Partie der 5. Runde, Dr. Christian Clemens gegen Kurt Rychlik, waren nur noch Springer und Läufer an der Seite von Dr. Clemens und Sekunden vor der letzten Zeitkontrolle war das Matt endlich geschafft.
Zum Abschluss dankte die Turnierleitung dem gastgebenden Hotel für die hervorragenden Spiel- und Übernachtungsmöglichkeiten, die ausschlaggebend für die Durchführung eines so hochkarätigen Turniers sind. Den Spielern galt ebenfalls der Dank für den aufgebrachten Kampfgeist und die Fairness, die es auch im Schachsport zu beachten gilt. Trotz Orkan Xaver konnte das Turnier reibungslos beendet werden. Er bescherte den Teilnehmern aber ein beeindruckendes Naturschauspiel, dass sicher allen lange in Erinnerung bleiben wird.
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 9383