Europäische Senioren-Mannschaftsmeisterschaft: Medaillen für Deutschland
Der Beitrag ist älter als 1 Jahr und der Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell!
Europäische Senioren-Mannschaftsmeisterschaft: Medaillen für Deutschland
30. September 2019
Die Europa-Mannschaftsmeisterschaften dieses Jahres fanden vom 18. - 26. September im kroatischen Mali Losinj statt. Mit 16 Mannschaften in der Altersgruppe 65+ und 13 Teams bei 50+ war die Beteiligung "überschaubar". Bei den Jüngeren lieferten sich die durchweg mit Großmeistern besetzten Teams aus Russland und Kroatien ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dem 2:2 im direkten Vergleich folgten immer parallele Siege, so dass am Ende die Wertung entscheiden musste. Hier hatte Russland knapp die Nase vorn.
Bei den Älteren zog die favorisierte russische Mannschaft klar durch. GM Yuri Balashov, GM Evgeny Sveshnikov, IM Evgenij Kalegin, IM Vladimir Zhelnin und GM Nikolai Pushkov gewannen alle neun Runden. Einen engen Kampf um die Plätze lieferten sich Finnland, Schweden und Deutschland, wobei die Finnen auf der Ziellinie stolperten und ohne Medaille blieben. Über das Auftreten der deutschen Mannschaft berichtet Dr. Matthias Kierzek in einem extra Bericht.
Unser Frauen-Team startete als einzige Damenmannschaft im Männerturnier 50+. WIM Brigitte Burchardt, WIM Annett Wagner-Michel, WFM Mira Kierzek und Britta Leib hatten somit von vornherein den Europameistertitel sicher. Brigitte Burchardt hat ihre Gedanken dazu aufgeschrieben:
Als einzige Frauen- mannschaft wurden wir Europameister der Frauen in der Kategorie 50+.
Welchen Wert hat ein solcher Titel? Dazu gibt es die unterschiedlichsten Meinungen.
Ich sehe das wie folgt:
Vor über 45 Jahren, als Jugendliche, spielte ich bereits in Mannschaften der Jungen und der Männer. Das war damals alles andere als selbstverständlich. Die wenigen Frauen, die vor uns in starken Männermannschaften spielten, waren noch Exoten. Es war für Männer blamabel gegen eine Frau/Mädchen zu verlieren. In meiner Generation waren wir im Verein schon mehrere Mädchen und Frauen, die diesen Schritt in die Männermannschaften wagten. Wir wurden nicht immer mit offenen Armen aufgenommen und akzeptiert. Erst mit dem Nachweis von Leistungen änderte sich das Schritt für Schritt. Für die Generationen der Mädchen und Frauen nach uns waren die Wege dann schon geebnet. Sie hatten nicht mehr so viele Widerstände zu überwinden. Wenn man sich das international betrachtet, so wurde seinerzeit die Schacholympiade bei den Frauen noch mit 2 Brettern und einem Ersatz gespielt. Woher sollen also heute die Frauen für den Seniorenbereich kommen? Wir sind wieder die Generation, die die Wege öffnet und für Akzeptanz sorgt. Insofern war es sehr schön zu sehen, dass auch zwei Engländerinnen und eine Finnin in den Männermannschaften spielten. In Radebeul 2018 waren es zur WM bereits drei deutsche Frauenmannschaften und drei aus anderen Ländern. Meine erste Senioren-EM spielte ich 2013. Wir fragten an, ob unsere Mannschaft unter Deutschland Women spielen durfte. Das war Neuland und danach gab es einige Diskussionen mit den Seniorenreferenten. Letztendlich wurden wir mit offenen Armen aufgenommen. Bei der letzten Seniorenmeisterschaft der Landesverbände spielte bereits zum zweiten Mal eine Frauenmannschaft für Schleswig Holstein. Wer hätte sich diese Entwicklung vor 7 Jahren vorstellen können? Im Übrigen waren wir u.a. 2014 Weltmeister vor den Russinnen und belegten im letzten Jahr zur EM in Polen den 4. Platz im Gesamtturnier 50+. Leistungen, die sich sehen lassen können. Wir Frauen gehen unbeirrt unseren Weg weiter. Vielen Dank an alle, die uns dabei unterstützen.