Masterclass für die Nachwuchskader in München und Apolda

Hochklassiges Schachtraining für unsere Nachwuchsspieler fand am Rande des Grand Prix der Frauen in München und in Apolda statt. Für die Masterclass wurden GM Adrian Michalczicin, GM Evgeny Romanov und A-Trainer Roman Vidonyak verpflichtet. Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler berichtet.

Apolda

Evgeny Romanov arbeitete in Apolda mit seinem Trainee aus dem Powergirls-Programm, Fiona Sieber an der Jahres- und Turnierplanung. In der Neuauflage ist Fiona aktuell nicht mehr dabei, wobei jedoch entsprechende Leistung vorausgesetzt, die Tür noch immer offen ist.

Der Dritte der Weltmeisterschaft U18 von 2022 , Marius Fromm erhielt eine intensive Schulung in Richtung eigene Stärken, «Selbststudium aber wie?» sowie einer stärkeren Profilierung auch in Hinsicht auf das anstehende „Schachjahr“ ab Sommer 2023.

Ex-Europameister Alexander Krastev wurde punktuell via Skype zugeschaltet.

München

In München trainierten die angereisten 13 C- und D/C-Kader in zwei Gruppen. Das Team der Sonderförderung U16 bekam es mit Roman Vidonyak zu tun. Der Münchner A-Trainer hatte noch eine Überraschung in petto. Vladimir Fedoseev trat in direktem Wettstreit mit Leonardo Costa, Marius Deuer und Magnus Ermitsch an. Am ersten Tag dominierte der in Spanien lebende Großmeister die „jungen Wilden“ beim Lösewettbewerb. In den Spielstellungen erreichte Marius hingegen sogar einen positiven Score gegen den Welt-Cup-Vierten von 2021. An den weiteren Tagen verringerte sich sein Vorsprung sukzessive, aber 2700 sind eben 2700.

Adrian Michalczicin referierte zu allgemeinen Grundsätzen der Stellungseinschätzung. Hier schöpfte er aus einem schier unerschöpflichen Vorrat von „modernen Klassikern“ und „hyperscharfen Modernen“. In der Variantenberechnung sieht Adrian das größte Verbesserungspotential für fast alle Schüler. Schneller, Genauer und Präziser lautete seine Forderung.

Für die eingeschobenen Tests hatte ich Materialien aus dem neuen Buch vom Matthias Krallmann und Matthias Blübaum bereitgestellt. Dort schnitt Alissa Wartenberg am besten ab.

Allerdings überstrapazierte Johannes von Mettenheim seine Kreativität in folgender Stellung:

(14) AK04.01 Blübaum,Matthias (2433) - Thesing,Matthias ** (2399) [D20]

Bundesliga Germany (10.7), 24.02.2013

Der „automatische“ Ansatz lautet hier Schach geben oder wegschlagen. Was ist richtig?

Der junge Niedersachse hatte sich in 1. Se5 verliebt und wollte das unbedingt zum Laufen bringen. Das klappt aber nicht.

Die Trainingslokale wechselten je nach Verfügbarkeit. Die Münchner Schachakademie stellte uns an zwei Tagen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. An den anderen Tagen trainierten wir im Hotel und beim Schachklub München Südost.

Das Blitzturnier gewann etwas überraschend aber verdient Christian Glöckler, der den punktgleichen Marius Deuer im direkten Duell besiegen konnte.

Am Samstag stand Grand Prix auf dem Programm. Maja Buchholz durfte den ersten Zug ausführen. Die amtierende U16-Meisterin zauberte 1. e4 aufs Brett von Zhansaya Abdumalik. In der Presselobby wurde am Computer analysiert, Daumen gedrückt und gefachsimpelt. Insgesamt waren die Bedingungen für Zuschauer nicht optimal, aber diese standen ja auch nicht im Vordergrund dieser Veranstaltung.

Am Sonntag besuchte DSB-Leistungssportreferent GM Gerald Hertneck die Masterclass. Als Hausherr der Akademie verwies er auf mittlerweile 18 Jahre Schachkultur im Herzen von München.

Drei Buchvorstellungen waren Teil des Trainings. Maja Buchholz stellte die „Schachmethode“ von Iossip Dorfman vor. Constantin Stichter und Laertes Neuhoff trugen Beispiele aus Laszlo Mihoks „Statische und Dynamische Stellungsbewertung“ zusammen und zu guter Letzt präsentierten Alexis Buchinger und Christian Glöckler die sieben Regeln der Stellungsbewertung nach Karpow.

Geschafft aber glücklich traten die Kader die hoffentlich unfallfreie Heimreise an.

Bernd Vökler
DSB-Bundesnachwuchstrainer