IM Tobias Kölle wird Fünfter bei Junioren-WM in Indien

14. Juni 2024

5. Platz für Tobias Kölle

Bei der Junioren-WM U20 im indischen Gujarat erreichte IM Tobias Kölle im Offenen Turnier einen hervorragenden 5. Platz. Herzlichen Glückwunsch! In 11 Partien siegte Tobias fünfmal und spielte sechsmal Remis, womit er ungeschlagen 8 aus 11 erreichte. Mit einer besseren Wertung wäre eventuell auch eine Medaille möglich gewesen. Zu Kölles Gegnern zählte keiner der mitspielenden 13 Großmeister im Feld, seine Elo-Leistung betrug 2376, so dass am Ende für ihn ein kleines Elo-Minus zu Buche steht.

Weltmeister wurde dank einer etwas besseren Buchholz-Wertung der 20-jährige kasachische IM Kazybek Nogerbek mit 8,5 aus 11, Silber ging an GM Ehim Ohanyan aus Armenien (8,5 aus 11), Bronze holte dank besserer Wertung GM Luka Budisavljevic aus Serbien (8 aus 11), Vierter wurde mit GM Mamikon Gahribyan ein weiterer Spieler aus Armenien. Der topgesetzte GM Mishra Abhimanyu (USA) stieg nach Runde 7 aus dem Turnier aus, nachdem er unter anderem gegen zwei indische Talente mit deutlich niedrigerem Rating unterlegen war.

Marius Fromm in Runde 2

IM Marius Fromm erspielte 6,5 Punkte aus den 11 Runden (+4 =5 -2) und kam auf dem 35. Platz ins Ziel. Er war auf Platz 19 der Setzliste gestartet und wird mit seinem Ergebnis und einem Elo-Minus von rund 17 Punkten nicht ganz zufrieden sein.

Im Mädchen-Turnier waren deutlich über 50% der Spielerinnen aus Indien, was etwas wie eine indische Meisterschaft mit internationaler Beteiligung anmutete. Unsere einzige deutsche Teilnehmerin WFM Charis Peglau gehörte mit ihren 16 Jahren nicht nur zu den jüngeren Spielerinnen im Feld, sondern sie musste in ihren 11 Partien 9 mal gegen Inderinnen antreten. Problematisch daran ist, dass die indischen Spielerinnen dafür bekannt sind, Elo-mässig deutlich unterbewertet zu sein.

Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler kennt das Problem:

Das ist leider so, dass die häufig sehr spielstarken und gut trainierten Inderinnen und Inder aus Kostengründen kaum Elo-gewertete Turniere absolviert haben, bevor sie in einen solchen internationalen Wettbewerb gehen. Darum sind sie oft krass unterbewertet, was dann zu unerwarteten Ergebnissen führt.

So verlor Charis insgesamt 5 Partien, vier davon gegen deutlich schwächer gewertete Inderinnen. Am Ende erreichte sie 5 aus 11 und Platz 66 und erlitt ein Elo-Minus von 177 Punkten. Sicher wird sie dieses für sie unerfreuliche Ergebnis und Turnier schnell abhaken.

Weltmeisterin wurde überlegen die Inderin IM Divya Deshmuk mit erstaunlichen 10 aus 11, sie gab dabei nur zwei Remisen ab - diesen Namen wird man sich merken müssen! Vizeweltmeisterin wurde WIM Mariam Mkrtchyan aus Armenien, einen halben Punkt dahinter. Dritte wurde WIM Ayan Allahverdiyeva aus Aserbaidschan mit 8,5 aus 11.

Divya kommentierte ihren Erfolg im Interview mit Chessbase India:

Es war ein ganz besonderer Moment, als bei der Siegerehrung alle applaudierten und dann die indische Nationalhymne gespielt wurde und alle anfingen mitzusingen. So etwas bleibt. In letzter Zeit war ich wirklich sehr erfolgreich, auch mit dem Sieg bei der asiatischen Meisterschaft 2023 und meinem Sieg beim Sharjah Challengers 2024, es läuft bei mir hervorragend. Ich hoffe sehr, diese Erfolge werden die Grundlage sein, um noch größere Ziele zu erreichen, zum Beispiel den Großmeister-Titel.

Pl. Nr. Titel Name Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Pkt. Lstg. Elo±
5 16 IM Kölle,Tobias 2470 ½ ½ 1 1 ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 8 2376 -6,90
35 19 IM Fromm,Marius 2465 1 ½ 1 ½ 1 ½ 0 ½ 0 1 ½ 6,5 2311 -16,90
66 20 WFM Peglau,Charis 2088 ½ 0 0 1 1 1 0 0 0 ½ 1 5 1731 -176,80
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D36

Die Weltmeisterschaft fand in GIFT-City statt, einer Art Wirtschaftssonderzone im westindischen Bundesstaat Gujarat mit einer Fläche von rund 16 Quadratkilometern. Die moderne „Smart City“ ist als Finanz- und Wirtschaftszentrum mit Sonderkonditionen für ausländische Firmen und glitzernden Bürotürmen ein Aushängeschild der aufstrebenden indischen Wirtschaft im 21.Jahrhundert. Auch die Deutsche Bank unterhält in GIFT-City eine Niederlassung. Spielort war das luxuriöse Radisson Hotel, welches den Spielerinnen und Spielern angenehme Bedingungen bot. Man sieht: Indien ist nicht nur im internationalen Schach eine aufstrebende Größe.

Hinweise & Korrekturen

Der Hinweis auf Divya Deshmuk's Interview wurde am 15.06.2024 10:20 Uhr hinzugefügt.

Schachfreund Frank W. teilte uns am 16.06.2024 mit: "Der Austragungsort war die Stadt Gandhinagar. Das ist auch insofern von Bedeutung, wenn man im Internet Turnierberichte sucht. Mit diesem Namen gibt es in Indien mehrere Städte. Deshalb wird zwecks eindeutiger Unterscheidung der Bundesstaat Gujarat mit angegeben." Er wies uns ebenso auf eine falsche Wiedergabe der Partie Kölle - Matsumara aus Runde 1 hin. Die Partie endete Remis und nicht 1:0. Mit 35. b4 stellte Kölle außerdem die Dame ein - und der Gegner schlug sie nicht. Offensichtlich ein Übertragungsfehler, den die Software mehr oder weniger erfolgreich reparierte. Leider ist es bei online übertragenden Partien so, daß die Partieformulare i.d.R. nicht mit der Übertragung gegengeprüft werden. Die Anzahl fehlerhaft übertragender Partien wird deshalb sehr viel höher sein, als bekannt wird.

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11393

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