Klare Sieger bei den Deutschen Meisterschaften des DBSB

Gerhard Dyballa

Nach Abänderung der Satzung und Turnierordnung findet nun jedes Jahr die Deutsche Meisterschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten- Schachbundes (DBSB) in einem offenen Turnier statt. Neben den ordentlichen Mitgliedern können auch integrative Mitglieder und ausländische Teilnehmer, die in der IBCA (International Braille Chess Association) organisiert sind und die Bedingungen der WHO erfüllen, teilnehmen. Parallel fanden auch die Frauenmeisterschaften des DBSB und ein kleines DWZ-Turnier statt. Insgesamt konnten wir 24 Schachfreunde und -freundinnen und deren Begleitpersonen begrüßen.

Die Veranstaltungen wurden erstmals im Hotel „Stadt Baunatal-Altenritte“, in der Zeit vom 28. Mai bis 5. Juni 2023 ausgetragen. Baunatal liegt in der Mitte von Deutschland nahe Kassel und besitzt sieben Stadtteile, einer davon ist Altenritte.

Das Hotel bot uns gute Spielbedingungen. Der Spielsaal war großzügig und könnte auch weitere Turnierteilnehmer unterbringen. Neben dem Restaurant gibt es eine Bar, eine Kegelbahn und ein Billardzimmer. Der angrenzende Biergarten wurde bei gutem Wetter reichlich genutzt für einen kleinen Imbiss und Analyse der Partien. Das Servicepersonal unterstützte uns vor allem bei den Mahlzeiten und der Orientierung im Hotel und ging auf alle Wünsche ein. Dafür ein großes Dankeschön. Für das leibliche Wohl und für die Gestaltung der Freizeit waren viele Möglichkeiten vorhanden, z. B großer Park, Supermarkt, Eiscafé, gute Busanbindung an die Stadt Kassel und die Innenstadt Baunatal.

Die Partien begannen 10 Uhr morgens, wodurch am Nachmittag reichlich Freizeit zur Verfügung stand.

Deutsche Einzelmeisterschaft des DBSB

Gerhard Dyballa

29.05. - 04.06.2023 in Baunatal

Die 40. Deutsche Einzelmeisterschaft konnte mit 15 Anmeldungen eine höhere Teilnehmerzahl als in den letzten Jahren erreichen, vor allem ist hervorzuheben, dass sich Mitglieder, die einige Jahre nicht aktiv waren, angemeldet haben, u. a. IM Oliver Müller, Peter Staubach und Anton Lindenmair. Durch kurzzeitige Absagen, u. a. von Mirko Eichstaedt und dem Spieler aus dem Kosovo, startete das Turnier mit 12 Teilnehmern am 29. Mai 2023.

In der ersten Runde bezwang der Meisterschaftsneuling Axel Eichstädt den früheren Seriensieger Dieter Riegler. In der Mehrzahl der übrigen Kämpfe setzten sich die favorisierten Spieler weitgehend durch.

Auch in der zweiten Runde gewann Axel Eichstädt gegen den gestandenen Kaderspieler Toni Lindenmair glücklich und schnell. Am Brett 1 setzte sich Turnierfavorit Oliver Müller gegen Frank Schellmann durch. Olaf Dobierzin fuhr seinen zweiten Sieg ein. Thorsten Mueller überraschte mit der Niederlage gegen den ausländischen Schachfreund Josef Polnar und fand sich am Tabellenende wieder.

In der dritten Runde setzte Axel Eichstädt Oliver Müller unter Druck, und nur durch einen entscheidenden Fehler von Eichstädt in der letzten Minute konnte Müller gewinnen. Thorsten Mueller verbesserte seine Tabellenposition durch einen Sieg gegen Dieter Riegler.

In der vierten Runde gewann Oliver Müller souverän gegen Olaf Dobierzin und bestätigte die Tabellenführung. Axel Eichstädt fuhr einen weiteren Sieg gegen Peter Ellinger ein.

In der fünften Runde erspielte sich Toni Lindenmair einen großen Vorteil gegen Oliver Müller, vergab im 40. Zug in Zeitnot seine Chance und verlor den Kampf noch. Damit baute Oliver Müller seinen Vorsprung aus, da Axel Eichstädt gegen Frank Schellmann remisierte. Dieter Riegler kam über ein Remis gegen Peter Staubach nicht hinaus.

In der sechsten Runde trat Dieter Riegler aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an und bescherte Toni Lindenmair einen spielfreien Tag. Eine weitere Überraschung spielte sich am Spitzenbrett ab, wo Oliver Müller seinem Namensvetter Thorsten Mueller unterlag. Dadurch gewann das Turnier noch einmal an Spannung. Axel Eichstädt griff Olaf Dobierzin mit den weißen Steinen aggressiv an und wähnte sich bereits kurz vor der Mattsetzung, was sich als Irrtum herausstellte, da Dobierzin diese mit dem König abwenden konnte und die Partie durch Aufgabe von Eichstädt entschieden war.

Olaf Dobierzin war in der Tabelle Zweiter mit einem Punkt Rückstand zu Oliver Müller, jedoch mit einem halben Punkt Vorsprung auf seine Verfolger Thorsten Mueller, Frank Schellmann und Robert Drasch.

Axel Eichstädt beendete nach der sechsten Runde aus beruflichen Gründen das Turnier.

Damit startete Runde sieben mit einer geraden Teilnehmerzahl von 10 Spielern, aber es kam zu der Auslosungskuriosität, dass der Tabellenerste gegen den Tabellenletzten spielen musste. Hier setzte sich Oliver Müller durch und erkämpfte sich den Meistertitel. In der Partie Olaf Dobierzin gegen Robert Drasch wurde der zweite Platz ausgespielt, da Thorsten Mueller und Frank Schellmann schnell remisierten. Olaf Dobierzin bot seinem Gegner Remis, um seinen Platz zu sichern, was Robert Drasch ablehnte und nach einem Bauernverlust später die Partie verlor.

Die Zweitwertungen (Buchholz) auf ChessResults sind falsch, weswegen dort die Rangliste nicht stimmt.

Frauenmeisterschaft des DBSB

Gerhard Dyballa

29.05. - 04.06.2023 in Baunatal

Besonders erfreulich war, dass der DBSB nach längerer Pause wieder eine Frauenmeisterschaft auf die Beine stellen konnte. Aktiviert durch die bisherigen Telefonturniere konnten neue Mitglieder wie Barbara Büche und Melanie Ahrens begrüßt werden. Iryna Yechkalo, ebenfalls ein neues Mitglied im DBSB, meldete sich ebenso zur Meisterschaft an.

Unter den acht Teilnehmerinnen befanden sich zwei tschechische Spielerinnen. Man durfte gespannt sein, welche Fortschritte unsere Frauen in der letzten Zeit, insbesondere durch das Training mit Axel Eichstädt, gemacht haben. Die zwei tschechischen Spielerinnen dominierten das Turnier und erreichten Platz 1 und 2.

Irena Sourkova besiegte ihre Landsfrau Jana Vitova in der 5. Runde und besiegelte den Turniersieg. Iryna Yechkalo knöpfte in der Schlussrunde Jana Vitova ein Remis ab. Deutsche Meisterin wurde wiederum Birgit Dietsche, in der Endtabelle auf Platz 3 geführt vor Ursula Mikuszak. Platz 5 belegte Iryna Yechkalo mit 3 Punkten. Melanie Ahrens und Tanja Nitsche erreichten beide zwei wertvolle Punkte und teilten sich die Plätze 6 und 7. Barbara Büche wurde zwar Letzte, aber ging nicht ganz leer aus.

Umfragen bestätigten, dass die Frauen auch im nächsten Jahr wieder eine Meisterschaft austragen möchten. An dieser Stelle möchte der DBSB dafür werben, dass noch mehr Frauen an der Meisterschaft teilnehmen.

DWZ-Turnier des DBSB

Gerhard Dyballa

30.05. - 04.06.2023 in Baunatal

Am DWZ-Turnier nahmen nur vier Spieler teil, weshalb eine Doppelrunde notwendig war und das Turnier bereits am 30. Mai eröffnet wurde. Der Turnierfavorit Joachim Weigelt setzte sich erwartungsgemäß souverän durch und gewann mit 5,5 Punkten das Turnier und verwies damit Robert Weichenmeier und Dietmar Hillesheim auf die Plätze 2 und 3.

Mathias Brell erreichte zwar nur einen halben Punkt, aber beim Kegelabend dominierte er mit vielen Treffern. Bei der Spielersprecherwahl des DBSB gewann er in der Kampfabstimmung gegen Matthias Steinhart.

Resümee

Die Turniere wurden von unserem bewährten internationalen Schiedsrichter Heinz-Werner Szudra aus Hamburg wie gewohnt souverän und freundlich geleitet. Der DBSB hofft, dass er ihm für weitere Turniere zur Verfügung steht.

In der Zeit vom Donnerstag bis Samstag weilte in Baunatal der Bundestrainer des DBSB Wilfried Bode und bot Training in zwei Gruppen nach Spielstärke an, das in großem Umfang genutzt wurde. Am Freitagnachmittag fand in der Zeit von 16 bis 18 Uhr die Delegiertenversammlung statt, in welcher der neue Vorstand gewählt wurde. Am Samstagabend konnten wir die Kegelbahnen benutzen, neun Teilnehmer hatten ihren Spaß am Kegelsport.
Am Sonntag nach dem Abendessen fand die Siegerehrung und Würdigung mit Urkunden, Geld- und Sachpreisen statt. Eine kleine Bereicherung war die durchgeführte Tombola im Rahmen einer Verlosung von Schachutensilien und Souvenirs aus dem Fundus einiger Spieler, deren Erlös dem Servicepersonal des Hotels übergeben wurde.

Zusammenfassend war es eine gelungene Veranstaltung und der DBSB hofft auf ein baldiges Wiedersehen.

Frank Schellmann
Spielleiter des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten Schachbundes (DBSB)