5. Dezember 2011
Am 4. Juni wurde auf dem 101. Bundeskongress des Deutschen Schachbundes in Bonn das DSB-Führungsgremium für die kommenden zwei Jahre gewählt. Nach genau 100 Tagen Amtszeit am 12. September haben wir auf diesem Weg begonnen, Ihnen die Chance zu geben, die neue Mannschaft - also das DSB-Präsidium und seine Referenten - in der Rubrik Vorgestellt persönlich kennen zu lernen. Wir haben dabei allen bewusst die gleichen sechs Fragen gestellt. Nach Niklas Rickmann, Vizepräsident Verbandsentwicklung, Sportdirektor Horst Metzing, Michael S. Langer, Vizepräsident Finanzen, Stellvertretender DSB-Präsident, Dr. Christian Warneke, 1. Vorsitzender der Deutschen Schachjugend, Joachim Gries, Vizepräsident Sport, Dan-Peter Poetke, Referent für Frauenschach, Helmut Escher, Referent für Seniorenschach, Klaus Deventer, Referent für Leistungssport, Ralph Alt, Bundesturnierdirektor, Walter Pungartnik, Referent für Breitenschach, folgt heute Martin Keeve, Bundesrechtsberater.
Warum haben Sie auf dem DSB-Bundeskongress in Bonn für das Amt kandidiert?
Als Hobbyspieler war ich immer den Organisatoren des Ligabetriebes, den Vereins- bzw. Verbandsfunktionären und den Turnierorganisatoren dankbar für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Als Mitglied des Organisationskomitees war ich bei der Schacholympiade 2008 in Dresden verantwortlich für die Ceremonies (Eröffnung- und Abschlussveranstaltung) sowie die VIP-Betreuung. Über diese Funktion entstanden die Kontakte zum DSB, und 2009 wurde ich gebeten, die Aufgaben des Bundesrechtsberaters zu übernehmen. Nach der Wahl in diese Funktion vor zwei Jahren in Zeulenroda wurde ich in diesem Amt auf dem Kongress in Bonn bestätigt. Mit der Übernahme dieser Aufgabe will ich meinen konkreten Beitrag zum gesellschaftlichen Leben leisten.
An welchen Projekten möchten Sie in den kommenden zwei Jahren mitarbeiten?
Die bestimmenden Themen des DSB der vergangenen Jahre waren Doping und Satzungsreform. Ein neuer Aspekt im DOSB ist das Thema "Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport". Insgesamt liegt mir das Thema Verbandsentwicklung am Herzen.
Ein generelles Problem ist die schwindende Mitgliederzahl im Deutschen Schachbund. Was spricht Ihrer Meinung nach dafür, dass man Schach in einem Verein spielen sollte?
Im Verein treffen sich Gleichgesinnte, um ihrem Hobby live und im persönliche Kontakt nachzugehen. Er ist Marktplatz und Informationsbörse. Vereinsleben ist für viele Gruppen (Jugendliche, Senioren etc.) praktizierte Sozialarbeit im allerbesten Sinn. Zudem ist es unmittelbare und erlebbare Demokratieschulung .
Dies reicht allerdings nicht aus: In allen gesellschaftlichen Bereichen (Kirchen, Gewerkschaften, Parteien etc.) ist teils massiver Mitgliederschwund zu verzeichnen. Ein gutes Beispiel sind die traditionellen Sportvereine. Hier wandern die Mitglieder zu teuren kommerziellen Sportstudios ab. Es ist zu ermitteln, woran das liegt. Sind die Vereinsstrukturen zu verkrustet? Sind kommerzielle Studios moderner? Vor allem zeichnen sie sich durch ihren Dienstleistungscharakter aus. Könnte es einmal "Schachstudios" geben?
Schach wird in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Wie kann Ihrer Meinung nach dieser Zustand positiv verändert werden?
Schach hat in der Bevölkerung glücklicherweise ein sehr postives Image. Allerdings ist es für Unkundige schwer nachvollziehbar. Daher sind die Zuschauerzahlen und damit die Werbewirkung für Sponsoren begrenzt. Das Interessen kann meines Erachtens durch folgende Maßnahmen verbessert werden:
Was halten Sie für die bemerkenswerteste Entwicklung im modernen Schach?
Das Internetschach mit der Möglichkeit, rund um die Uhr und rund um die Welt Schachpartner zu finden und miteinander zu spielen, sowie Möglichkeit, Schachveranstaltungen live zu übertragen.
Und wie würden Sie für Schach werben?
Matt? Schach!!
Martin Keeve (Jahrgang 1954) ist in Hamm (Westfalen) als zweites von drei Kindern geboren und aufgewachsen. Sein erster Bezug zum Schach entstand, „als ich als 16-Jähriger 1970 durch Deutschland trampte und dabei von einem Autohändler aus Siegen mit zur Schacholympiade genommen wurde. Dort war ich von der Atmosphäre nachhaltig beeindruckt – zumal ich den legendären Bobby Fischer noch live erleben durfte“. Er studierte Bertriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Ausbildung/Personal sowie anschließend noch Rechtswissenschaft, jeweils in Münster. Nach dem Abschluss zum Volljuristen war er zunächst als angestellter Rechtanwalt tätig war, um danach in Osnabrück (Niedersachsen) eine eigene Kanzlei zu gründen. Seine langjährige Tätigkeit als Dozent führte ihn unmittelbar nach der Wende nach Ostdeutschland. In der sächsischen Landeshauptstadt übernahm er im April 1991 das Amt des Personaldirektors der größten ostdeutschen Sparkasse. Da dieses Geldinstitut zu den Hauptsponsoren der Schacholympiade 2008 in Dresden gehörte, war Martin Keeve frühzeitig in die Organisation eingebunden. Der Bundesrechtsberater ist verheiratet und arbeitetet gegenwärtig in Teilzeit. Die dadurch frei werdende Zeit füllt er mit Coaching und Ehrenämtern sowie seinen Hobbies Tennis und Schach (Mitglied beim USV TU Dresden) aus, wie jüngst seine Teilnahme beim Deutschland-Cup in Wernigerode beweist.
P.S.: Sollten Sie im Übrigen Fragen an Martin Keeve haben, so schicken Sie diese bitte per E-Mail an bundesrechtsberater@schachbund.de oder an presse@schachbund.de.
Eine vertrauensvolle Kommunikation spiegelt nicht zuletzt stets eine gute Öffentlichkeitsarbeit wider. Und dieses sinnvolle Ziel können und wollen wir gemeinsam erreichen!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 156