Roman Vidonyak – Schachtrainer des Jahres 2023

2. Juni 2024

Roman Vidonyak

Am 31. Mai war es endlich so weit – Gerald Hertneck, der Referent für Leistungssport durfte in der Münchener Schachakademie die Urkunde zum Trainer des Jahres 2023 überreichen. Der glückliche Empfänger war der 51-jährige Schachtrainer IM Roman Vidonyak, der auf eine beeindruckende Trainingskarriere zurückblicken kann.

Im Gespräch gab er zum Besten, dass er nach abgeschlossenem Studium an der Sporthochschule in Lwiw vor gut 30 Jahren von der Ukraine nach Deutschland ausgewandert war, und anfangs typische Brotberufe wie Busfahrer und LKW-Fahrer ausübte, bis er sich zum Qualitätsmanager fortqualifizierte. Doch sein eigentlicher Traumberuf war Schachtrainer.

Seinen erster fester Einsatz als Schachlehrer fand er dann in der von Horst Leckner gegründeten Schulschach-Initiative Miesbach-Tegernsee, an der er sieben Jahre tätig war. Weiter zog es ihn dann nach München, wo er beim FC Bayern trainierte, im Schach natürlich.

Die Liste seiner Schüler ist beeindruckend: er trainierte unter anderem mit den späteren Großmeistern Sebastian Bogner, Stefan Bromberger, Rainer Buhmann, Leonid Kritz, Georg Meier und Dennis Wagner.

Wie er erzählt, nahm seine Karriere im Jahr 2013 eine unerwartete Wendung, als er über einen persönlichen Kontakt Zugang zur russischen Schachelite bekam und auch dort namhafte Großmeister trainierte. Aktuell trainiert er zum Beispiel mit Alexander Donchenko (Elo 2639), Kirill Shevchenko (Elo 2680) und Wladimir Fedosejew (Elo 2685). Im Gespräch fielen noch weitere Namen von Großmeistern bis hinauf in die Weltspitze, mit denen er trainiert hat, doch ist er zu bescheiden, um diese Namen an die große Glocke zu hängen – und oft ist so viel Transparenz von Seiten der „Kunden“ auch gar nicht erwünscht.

Nach dem Geheimnis seines Erfolgs als Schachtrainer befragt, zählt er harte Arbeit auf (er bietet auch Trainingslager mit bis zu 10 Stunden Schachtraining pro Tag an), eine Riesensammlung von Trainingsstellungen, die er im Lauf der Jahre gesammelt und ausgearbeitet hat, sowie kreative Trainingsmethoden, die er zum Teil selbst entwickelt hat. Des weiteren passt er die Trainingsinhalte individuell auf seine Schützlinge an. Die meisten Trainings finden online statt, aber es gibt auch Trainingslager vor Ort, zum Beispiel in München.

Im Angesicht all dieser Erfolge hat der Deutsche Schachbund sein langjähriges Engagement mit der Verleihung der Urkunde zum Trainer des Jahres 2023 gewürdigt.

Gerald Hertneck
Referent für Leistungssport

Laudatio von Bernd Vökler

Roman lebte und studierte in Lwiw, der heimlichen Schachhauptstadt der Ukraine. Nach seinem Studium wechselte er nach Deutschland, um sich hier als Schachtrainer niederzulassen. Meine erste Erinnerung als neuer Bundesnachwuchstrainer war sein Einsatz als Co-Trainer bei einem Vorbereitungslager auf EM und WM im wunderschönen Bad Sulza. Die Übernachtung im Doppelstockbett in der Jugendherberge war für uns gelernte Ossis 2004 kein großes Problem.

2006 organisierte Roman ein Trainingslager mit der neu gebildeten Jugendolympiamannschaft und Iosif Dorfman, seinem ehemaligen Mentor. Georg Meier, Arik Braun und Niclas Huschenbeth waren klangvolle Teilnehmernamen.
In Vorbereitung und Durchführung der Schacholympiade 2008 in Dresden übernahm Roman die Rolle des Kapitäns der weiblichen Jugendolympiamannschaft. Aus diesem Quintett ist Hanna Marie Klek die einzig verbliebene aktuelle Nationalspielerin. Nach der Olympiade war vor der Prinzengruppe. Auch hier stürmte Roman voran und richtete den allerersten Lehrgang der künftigen Nationalmannschaft 2010 in Heidelberg aus. Mit dabei waren damals Matthias Blübaum, Dennis Wagner und Rasmus Svane. Einen obendrauf setzte er 2012 mit dem Lehrgang von Exweltmeister Alexander Chalifman und der Gruppe in Bad Blankenburg.

Ein kleiner Wermutstropfen in dieser langen Liste von Erfolgen stellt das Training von Jan Nepomnjaschtschi 2021 in München dar. Jan wurde danach Letzter!! Allerdings im WM-Match gegen Magnus fairerweise.

In den Nach-Corona-Jahren leitete Roman Vidonyak 2022 die Masterclass in Berlin und 2023 in München. Er hinterließ Denkanstöße bei Leonardo Costa, Marius Deuer, Bennet Hagner und Magnus Ermitsch, die sich 2023 in Medaillen und Turniersiegen auszahlten.

Die spezielle Auszeichnung „Trainer des Jahres“ verdankst Du, lieber Roman, drei Projekten.

  • Zum einen hast Du Nationalspieler Alexander Donchenko aus seiner Schaffenskrise 2022 bis nach Wijk an Zee 2024 geführt.
  • Luisa Bashylina und Svenja Butenandt haben Dank Dir den Anschluss an die Frauennationalmannschaft fast geschafft.
  • Und drittens scheint der Knoten bei Leonardo Costa mit der Medaille bei der Jugend-WM, dem IM-Titel und der gigantischen Leistung in der zweiten Bundesliga von 8/9 geplatzt zu sein.

Herzlichen Glückwunsch Roman Vidonyak!

Redaktion: Die Laudatio von Bernd Vökler wurde am 4. Juni 2024 ergänzt.

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11382

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