21. August 2014
Sarah Hoolt, Mitglied unserer Nationalmannschaft, hat uns, frisch zurück von der Olympiade, ein paar Fragen zum Erfolg der Frauenmannschaft beantwortet sowie ihre persönlichen Eindrücke widergegeben.
DSB: Sarah, zunächst herzlichen Glückwunsch zu Eurem guten Ergebnis auf der Olympiade – Ihr wolltet in die Top10 und das habt ihr geschafft. Fast wäre sogar noch eine Medaille herausgesprungen.
Mit welchem Gefühl bist Du zurückgekehrt nach Deutschland?
S. Hoolt: Einerseits fand ich es schade, dass die Olympiade zu Ende gegangen ist. Das Turnier hat sehr viel Spaß gemacht. Andererseits habe ich mich auf meine Familie und Freunde gefreut.
DSB: Gibt es für Dich auch Grund zum Ärgern, dass es für die Bronzemedaille dann doch nicht gereicht hat?
S. Hoolt: Natürlich wäre eine Medaille gigantisch gewesen. Ich ärgere mich über meine Verlustpartie gegen Georgien, aber auch das hätte den Wettkampf nicht gedreht, sodass wir letztendlich leider verdient verloren haben. Es überwiegt eher die Zufriedenheit über den 9. Platz.
DSB: In Deiner Partie gegen Nino Baziaschwili aus Georgien hattest Du zunächst einen Eröffnungsvorteil erzielt, kannst Du sagen, woran es lag, dass sich das Blatt dann gewendet hat?
S. Hoolt: In der Zeitnotphase habe ich leider einmal nicht konkret gerechnet bzw. waren mir die Konsequenzen der Zugreihenfolge nicht bewusst. Eigentlich hatte ich den Zug Lg5 geplant, welcher meinen Vorteil weiter vergrößert. Leider habe ich gedacht, dass es keinen Unterschied macht, ob ich erst den dann angreifenden Turm wegziehe, wodurch ich die Dame angreife oder erst den Läufer ziehe. Das war leider nicht korrekt. Dann hab ich letztendlich den Faden verloren. Statt des Läufers nach g5, hab ich die Dame nach g5 gezogen und mein Vorteil war dann ruckizucki weg.
DSB: Und Ihr als Mannschaft? War es (auch) Pech oder muss man ehrlich zugeben, dass die Damen aus Georgien einfach die besseren Schachspielerinnen sind?
S. Hoolt: Definitiv ist Georgien eine starke Mannschaft. Die meisten georgischen Teammitglieder sind Schachprofis und haben insgesamt eine höhere Elo als das deutsche Team. Deshalb war der Verlust nicht unbedingt eine Überraschung, allerdings hätte er nicht unbedingt so deutlich ausfallen müssen. Allerdings haben wir gegen Rumänien gezeigt, dass wir durchaus in der Lage sind starke Teams zu schlagen.
DSB: Was sagst Du zu der Auslosung Eurer Gegner? Hätte das besser laufen können?
S. Hoolt: Es hätte immer besser laufen können. Das beste Beispiel ist Kasachstan, welche unglaubliches Losglück hatte. Dagegen kann man aber auch andere Mannschaften stellen, die Lospech hatten. Ich denke, dass wir uns in der Hinsicht nicht beklagen können und wer eine Medaille gewinnen möchte, muss nun mal an Topteams wie Russland, China, Ukraine, Georgien vorbei.
DSB: Gegen welche Nation hast Du in dieser Olympiade am liebsten gespielt? Welches war für Dich persönlich Deine gelungenste Partie in dieser Olympiade und warum?
S. Hoolt: Für mich war insbesondere der Wettkampf gegen Ungarn sehr nervenaufreibend. Wenn man als letztes der Mannschaft noch spielt, eine Gewinnstellung auf dem Brett hat, welche aber nicht völlig trivial ist, der Punkt wichtig für den Mannschaftssieg ist und nicht mehr viel Zeit vorhanden ist, dann ist der Druck groß und ich wollte auf keinen Fall die Mannschaft enttäuschen. Als ich die Partie dann gewonnen hatte, war die Freude umso größer.
DSB: Worin liegt der Schlüssel Eures Erfolges bei dieser Olympiade, gibt es da etwas besonders hervorzuheben (z.B. den/die Trainer, Zusammenstellung/Stimmung (in) der Mannschaft, Vorbereitung)?
S. Hoolt: Mir persönlich hat Dorian ungemein geholfen. Er hat mir bereits vor dem Vorbereitungslehrgang sehr viel Trainingsmaterial zukommen lassen und mich motiviert, mir den Arsch aufzureißen, sodass ich vor der Olympiade einen Monat lang sehr viel trainiert habe. Ebenso war der Vorbereitungslehrgang im Hinblick auf mein Eröffnungsrepertoire sehr hilfreich und auch absolut notwendig. Die Stimmung in der Mannschaft war sehr gut! Es gab absolut keine Zickereien. Lediglich Judith Fuchs hätte ich gerne in der Mannschaft gehabt, da sie meine Trainingspartnerin ist und wir regelmäßig zusammen auf Turniere fahren.
DSB: Du hast zum 3. Mal bei einer Schacholympiade teilgenommen TromsØ war jetzt eher ein ungewöhnlicher Ort für eine Veranstaltung in der Größenordnung. Wie hast Du die Stadt und seine Umgebung erlebt und wie stand es mit der Turnierorganisation?
S. Hoolt: Ich fand die Stadt und die Umgebung traumhaft - sehr idyllisch und ruhig. Außer die verschwundene Koffergeschichte, wofür die Organisatoren vermutlich nichts konnten, war alles tippitoppi. Mir hat TromsØ weitaus besser gefallen als z.B. Khanty-Mansisk.
DSB: Herzlichen Dank!
Die Fragen für den DSB stellte Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10208