von Wilfried Neef
Polen gewinnt, Deutschland Sechster
In der ersten Septemberwoche trafen sich die Problemisten aus der ganzen Welt im mazedonischen Ohrid am gleichnamigen See, um ihren jährlichen Kongress mit dem Highlight Problemlöseweltmeisterschaft abzuhalten. Ein malerischer Ort mit wenigen westlichen Touristen (Holländer ausgenommen, aber das muß ja nicht extra erwähnt werden?!).
Das Open (quasi zum Aufwärmen, 87 Teilnehmer) gewann John Nunn (GBR) vor Arno Zude (GER) und Ofer Comay (ISR), die zusammen stolze 178 Lebensjahre aufweisen (Wink mit dem Zaunpfahl: Problemschach geht auch noch im Rentenalter, sowohl Lösen als auch Komponieren)!
Und auch Ihr Berichterstatter durfte sich über einen Platz in der vorderen Hälfte freuen.
Bei der eigentlichen Weltmeisterschaft dominierten dann wieder die Arrivierten, allerdings war es knapp: Polen siegte mit dem minimalen Vorsprung von einem Viertel Punkt vor Russland und Grossbritannien, Deutschland wurde Sechster; bei den ins Turnier integrierten Senioren konnte John Nunn gar den japanischen Vorkämpfer Tadashi Wakashima, der seit 20 Jahren gegen die (Schach-)Windmühlen seines Heimatlandes ankämpft (die dort Shogi heißen), nur über die Zweitwertung "Zeit" in die Schranken weisen.
Tatsächlich scheint der Modus beim Open (viel Zeit für viele Aufgaben) mehr Gründlichkeit und Kontinuität zu belohnen, bei der offiziellenen WM gilt es dann wenige, nämlich 3, Aufgaben in wenig Zeit zu bewältigen; das dann dafür gleich mehrfach (sechsmal). Letztere Turnierform ist also mehr auf Schnelligkeit angelegt, was eher der jüngeren Generation zugute kommt.
Einzelweltmeister bei 83 Teilnehmern wurde wieder einmal Piotr Murdzia (POL) vor Kacper Piorun (POL) und Tomas Peitl (Slowakei). Die beiden Letztgenannten gehören zu den vielen jungen Talenten, die zum Teil beachtliche Ergebnisse erzielten, und die mehrheitlich aus östlichen und oftmals (post-)sozialistischen Ländern stammen; Piorun ist inzwischen auch ein sehr bekannter Partieschachgroßmeister.
Für das deutsche Team waren Arno Zude, Boris Tummes und Frank Richter angetreten und landeten auf den Plätzen 21, 26 und 47, weiterhin lösten für Deutschland noch Michael Pfannkuche (38) und Ronald Schäfer (67).
Detaillierte Tabellen bringen wir in der nächsten Ausgabe, oder Sie schauen selbst unter www.wfcc.ch.
Die beiliegende Aufgabe stammt aus dem Open; suchen Sie nach einem plausiblen Schlüssel, der 4 Varianten einleitet!
1 | 1 | 2 | 2 | 3 |
---|---|---|---|---|
Le4! | droht | Lxd3+ | Sxd3 | Db5# |
... | Lf5 | Td4+ | exd4 | Ld5# |
... | Ld7 | Txc5+ | dxc5 | Ld5# |
... | exf6 | Sxd6+ | Txd6 | Txc5# |
... | Sf4 | Sxe5+ | Txe5 | Td4# |
... | dxe5 | Txc5# |
Eine klassische Aufgabe (also ohne moderne Wechselthematik zwischen Satz, Spiel und Verführung), bei der die Zweitzüge der Varianten ein Quadrat bilden.
Wilfried Neef
wilfried.neef@telekom.de
// Veröffentlicht von Wilfried Neef // Archiv: Problemschach // ID 23255
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