von Wilfried Neef
Heute soll es ein wenig märchenhaft werden: Stefan Bücker, aus dem Münsterland stammender Schachmeister und -publizist, hat zusammen mit seinem Bruder Peter viele abseitige Schacheröffnungen entwickelt ("Der Geier", "Die Nordwalder Variante"). Dazu auch ein paar merkwürdige Probleme wie dieses, hier gelten 2 Zusatzbedingungen:
-Ohneschach: Schach ist nur erlaubt, wenn es matt ist (klingt einfach, aber...)
-Die beiden Springer auf b2 und c2 sind langschrittige Springer, Nachtreiter genannt. Sie können auf Springerlinien in gerader Richtung bis zum Brettrand ziehen. Der Nc2 zieht also beispielsweise nach d4, e6, oder f8, der Nb2 außer nach a4 und d1 auch nach d3, f4 und h5. Nach c4 und d6 kann er momentan nicht, weil das verstellt ist; zieht aber der schwarze König von c4 weg, stünde der weiße König im Schach durch Nachtreiter b2! (Sie meinen, im Einzüger zieht Schwarz niemals? Nun, mal sehen!)
Sinnvolle Erstzüge, die Sie probieren sollten, wären hier: Dxc2, c8D, c8T, hxg8D, hxg8L. Schach geben Sie alle, aber welche beiden setzen nun tatsächlich matt?
Stefan Bücker wird diesen Monat 60 Jahre alt, Peter Bücker verstarb schon 1990.
1 |
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c8T!# |
hxg8L# |
Ich zitiere aus dem damaligen Preisbericht von Bernd Horstmann:
Als mögliche Erstzüge kommen in Betracht: DxNc2+/c8T+/c8D+/hxg8D+/hxg8L+. Nach 1.DxNc2+ setzt aber Schwarz den wK durch Kd4! matt, denn der Wegzug des wK mit Schach durch Td7 ist nach Definition der Ohneschach-Bedingung nicht möglich (ebenso übrigens der Schlag des schachgebenden Nc2); der sK hat das Fluchtfeld e3. Also ist Dxc2+ bereits ein illegaler Zug!
Nach 1.c8D+ scheitert das Matt an einem illegalen Schach dieser Dame: 1. ...K~+ ist illegal, weil kein Matt des wK entsteht, und 1. ...Kd4+ setzt nach 2.Ke6+ Ke4#! den wK matt, da sich Dxc2 wegen des nun illegalen Schachs verbietet! Also ist auch 1.c8D+ ein illegaler Zug.
Doch durch die Unterverwandlung 1.c8T+! wird die Argumentationskette hieb- und stichfest: 1. ...Kd4+? 2.Ke6#!, weil 2. ...Ke4+ illegal wäre wegen 3.Txc2 (kein Schach) und damit war der wK zuvor nicht mattgesetzt.
Ähnlich schwierig, aber etwas anders gelagert, ist die Lösung mit dem h-Bauern: 1.hxg8D+? könnte matt sein, wenn nicht 1. ...Kd4+ wäre. Das wiederum könnte matt sein, wenn nun nicht 2.Ke6+ ginge, doch dies wiederum ermöglicht 2. ...Kc4+! und dies wiederum würde mit 3.Kd6+ Kd4+ 4.Ke6+ Kc4+! zu einem endlosen Pendel führen -Dauerschach quasi auf höherer Ebene.
Der 2. Paradeversuch gegen 1. ...Kd4 würde ein illegales Damenschach darstellen: 2.Dc4+ unterbricht die Nachtreiter-Linie, allerdings ohne Matt, deshalb ist dieses Schach illegal. Auch hier führt die Unterverwandlung zum Ziel: 1.hxg8L#! Kd4+? ist nun keine Parade mehr, da der wK nach 2.Lc4! nicht mattgesetzt wurde.
Puh! Ein Beweisproblem quasi, bei dem der Beweis einer Behauptung ("Es ist matt!") durch Weiterspielen erbracht werden muß!
Wilfried Neef
wilfried.neef@telekom.de
// Veröffentlicht von Wilfried Neef // Archiv: Problemschach // ID 23430
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