4. Oktober 2024
Am Sonntag, den 6. Oktober ist es wieder soweit. Die neureformierte zweite Schachbundesliga, die unter dem Dach des Deutschen Schachbundes organisiert wird, geht an den Start. Es verspricht, eine spannende Saison im Unterhaus zu werden.
Zum Auftakt gibt es gleich zwei packende Derbys. Das Hauptstadtduell: In der 2. Bundesliga Nord spielt der Schach-Club Kreuzberg gegen die Schachfreunde Berlin. Zur gleichen Zeit trifft in der 2. Bundesliga Süd der Münchener Schachclub 1836 auf den Schachclub Garching. Der schaffte im vergangenen Jahr den Klassenerhalt auf den letzten Drücker, vermeldete stolz: „Das war eine Leistung, die uns vor der Saison kaum einer zugetraut hatte. Jetzt erwartet uns eine sehr starke Bundesligastaffel mit zwölf Mannschaften.“ Die Vorfreude auf die neue Saison ist also bereits groß. Und in der Tat: Die neue zweite Liga hat es in sich.
In der jetzt zweigeteilten zweiten Bundesliga, mit einer Nord- und einer Südstaffel, gehen - anstelle von zehn Mannschaften - jetzt jeweils zwei Mannschaften mehr an den Start. Diese qualifizierten sich aus den bisherigen Staffeln Nord, Ost, West und Süd. Plus Aufsteiger. Aus vier Ligen wurden also zwei gemacht. Ziel der Reform war, die Attraktivität und die durchschnittliche Spielstärke zu erhöhen.
Elo-⌀ | Mannschaft | Nr. | 2023/24 |
---|---|---|---|
2559 | Sfr. Wolfhagen | 10 | 3. 2BLW |
2534 | SF Berlin | 6 | 2. 2BLN |
2530 | SC Remagen Sinzig (A) | 3 | 14. 1BL |
2451 | SV Werder Bremen 2 | 9 | 4. 2BLW |
2431 | SG Porz | 12 | 2. 2BLW |
2425 | Hamburger SK 2 | 1 | 5. 2BLN |
2416 | SK Zehlendorf | 7 | 3. 2BLN |
2404 | Aachener SV | 4 | 5. 2BLW |
2397 | SK Doppelbauer Turm Kiel 2 | 2 | 4. 2BLN |
2363 | SG Solingen 2 | 11 | 7. 2BLW |
2347 | HSK Lister Turm (A) | 8 | 16. 1BL |
2262 | SC Kreuzberg (N) | 5 | 1. OLNO |
Elo-⌀ | Mannschaft | Nr. | 2023/24 |
---|---|---|---|
2513 | Münchener Schachclub 1836 | 3 | 1. 2BLO |
2507 | SV 1920 Hofheim | 10 | 3. 2BLS |
2503 | Nickelhütte Aue | 6 | 3. 2BLO |
2497 | MSA Zugzwang (A) | 5 | 15. 1BL |
2481 | SC Viernheim 2 | 9 | 5. 2BLS |
2476 | SK Göggingen | 2 | 4. 2BLO |
2474 | SC Eppingen | 11 | 4. 2BLS |
2464 | OSG Baden-Baden 2 | 12 | 2. 2BLS |
2437 | TSV Schönaich | 7 | 6. 2BLS |
2388 | SC Garching | 4 | 5. 2BLO |
2371 | FC Bayern München 2 | 1 | 6. 2BLO |
2283 | SC Böblingen (N) | 8 | 2. OLWü |
Dass das gelingen könnte, ist bereits an einigen gut besetzten Duellen der neuen Saison abzulesen. So trifft der Überraschungsaufsteiger aus der Oberliga Nord-Ost, SC Kreuzberg, auf den ehemaligen Bundesligisten Schachfreunde Berlin 03, der 1997 zum ersten Mal (damals noch als SF 03 Neukölln) erstklassig wurde – und bei dem einst GM Magnus Carlsen als Jugendlicher sein erstes Bundesligaspiel absolvierte. Die Schachfreunde konnten sich in der vergangenen Spielzeit den zweiten Platz in der 2. Bundesliga Nord sichern. Nur der FC St. Pauli war besser und stieg als Erstplatzierter in die Schachbundesliga auf. Die Ausgangslage ist dennoch klar – David gegen Goliath. Dieser Rollenverteilung ist sich auch Vorstandsmitglied GM Rainer Polzin von den Schachfreunden aus Berlin-Schöneberg bewusst: „Die Favoritenrolle nehmen wir an, weil wir auf dem Papier besser sind. Aber Kreuzberg ist nicht zu unterschätzen.“ Selbstbewusst klingt auch das Ziel für diese Saison: „Der Anspruch der Schachfreunde Berlin ist in der Saison in die Bundesliga aufzusteigen.“
Beim Gegner SC Kreuzberg sieht es anders aus. Als Aufsteiger geht man mit großem Respekt ins Abenteuer – auch wenn die Historie nicht minder interessant ist als die der Schachfreunde. Auch Kreuzberg war lange Zeit Bundesligist und Heimat vieler bekannter Großmeister. So kommt es nun zu diesem traditionsreichen Lokalderby im Unterhaus – mit der Kreuzberger Rolle als Underdog. Oder, wie es die langjährige Vorsitzende Brigitte Große-Honebrink formuliert: „Ich habe in das Liga-Orakel geschaut. Wir stehen zu 99,4% als Absteiger und die Schachfreunde zu 74% als Aufsteiger fest. Aber ich hoffe doch, dass wir uns ganz gut schlagen und einen guten Auftakt haben werden.“ Und nach einem guten Auftakt, soll dann auch eine erfolgreiche Saison gespielt werden: „Unser Ziel ist es, dass unsere Mannschaft viel Freude an dieser Liga mit ihren attraktiven Gegnern hat. Die Spieler sollen sich selbst belohnen für ihre guten Leistungen in der letzten Saison.“
Das Berliner Derby beginnt im Haus des Sports um 10 Uhr. Zuschauer sind willkommen – und dürften es nicht bereuen: „Bei diesen Stadtduellen geht es immer besonders zur Sache“, ahnt Rainer Polzin.
In einem sind sich die beiden Klubs übrigen einig: Vom Sinn der Reform müssen sie erst noch nachhaltig überzeugt werden. Brigitte Große-Honebrink: „Man hätte durchaus auch drei Ligen daraus machen können, was die Fahrtwege verkürzt hätte.“ Ein weiteres Problem sieht Rainer Polzin: „Wenn man sich die 24 Mannschaften in der 2. Liga anschaut, ist ein Problem, dass diese nur wenige deutsche Nachwuchsspieler in ihren Reihen haben.“ Seine These: Bei mehr Staffeln bekämen auch mehr Talente die Chance, sich auf hohem Niveau zu beweisen. (lr)
// Archiv: DSB-Nachrichten - Spielbetrieb // ID 11525