Zum 200. Geburtstag von Paul Rudolph von Bilguer

Paul Rudolph von Bilguer

Von Walter Zibell

Es gibt tatsächlich viele Schachfreunde, die mit dem Namen Paul Rudolph von Bilguer nichts anfangen können. Dabei hat er unser Schachspiel mehr als bereichert. 1839 erschien sein Buch über das „Zweispringerspiel im Nachzug“. Daher wurde wohl auch diese Eröffnung „Preußische Partie“ – kurz „Preußisch“ genannt. Hier hat er viele Analysen veröffentlicht, die von einer tiefen Gründlichkeit geprägt sind. Er begann auch ein „Handbuch des Schachspiels“ zu schreiben, welches als erstes Schachbuch der Welt nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gegliedert war. Es war bahnbrechend. Leider konnte er es nicht in seiner Gesamtheit fertigstellen, denn er starb bereits im Alter von 25 Jahren. Tassilo von Heydebrand und der Lasa vollendete das Buch – es war das beste Schachbuch in seiner Gesamtheit weltweit.

Das mir vorliegende „Handbuch des Schachspiels“ 8. unveränderte Auflage vom Verlag Walter de Gruyter & Co Berlin und Leipzig 1922 hat 1024 Seiten, der Nachtrag für die Jahre 1916–1929 232 Seiten. Das Gesamtgewicht 2429 Gramm. Ein „Schwergewicht“ unter den Schachbüchern ganz bestimmt. Über das kurze Leben des hochbegabten Paul Rudolph von Bilguer wurde in der Schachzeitung vom Mai 1864 berichtet. Es ist darin der Geburtstag mit 21. September 1815 angegeben und der Geburtsort Ludwigslust in Mecklenburg (jetzt Mecklenburg-Vorpommern), sein Vater August Louis von Bilguer war Hauptmann und die Mutter Luise geborene von Hahn-Charlottental. Er hatte noch vier Geschwister, darunter ein älterer Bruder. Gestorben ist Paul Rudolph am 16. September 1840 an Tuberkulose, kurz vor der Vollendung seines 25. Lebensjahres.

Nun kam ich auf die Idee, ob es noch Hinweise auf weitere Lebensdokumente gibt. Es konnte nach einem interessanten Briefwechsel mit der evangelischen Gemeinde und dem Landeskirchlichen Archiv Schwerin ermittelt werden, dass in dem noch existierenden Taufregister ein anderes Geburtsdatum, nämlich der 25.September 1815, aufgezeichnet ist. Das Taufdatum ist der 9. Oktober 1815. Hat sich der Oberhofprediger geirrt? Muss nun das Geburtsdatum geändert werden? Für die zuvorkommende und unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem Landeskirchlichen Archiv sei Frau Karola Krüger herzlichst gedankt.

Auszug aus dem Taufregister der evangelischen Gemeinde Ludwigslust 1815-1825
Um 500% vergrößertes Bild mit dem Fokus auf den Geburtstag

Walter Zibell
Neubrandenburg

Quellen

  • [1] "Fernschachpost" Nr. 7/15
  • [2] E-Mail vom 29.08.2021 von Dr. Wolfgang Barthel